ELECTRIC WOW / 14.12.2025.
Erste Ausfahrt im BMW iX3
Posted by: Mag. Severin Karl
Die Neue Klasse von BMW ist da! Also fast, Marktstart ist erst im März 2026. Aber wir konnten bereits erste Erfahrungen damit sammeln und können vom Fahren und Fühlen auf öffentlichen Straßen berichten. Wie selbstverständlich geht es bei den ersten Kilometern an der Costa del Sol rund um Malaga um den 50 xDrive. BMW selbst erwähnt keine andere Variante, nachdem das 469 PS starke Modell mit Allradantrieb den Anfang macht. Klar ist aber: Da gibt es noch Platz für ein erweitertes Portfolio, sowohl nach oben als auch nach unten. Das wird auch gut so sein, denn der 50 xDrive ist zwar die goldene Mitte in vielerlei Hinsicht, ist für Einsteiger aber zu teuer und für Sportfans zu wenig brutal.
Fakten-Vergleich zum Vorgänger
Werfen wir gleich einen Blick auf den Preis und vergleichen mit dem Vorgänger: 2022 kostete dieser 59.990 Euro bei einer Leistung von 286 PS, 460 Kilometer Reichweite (Batterie: 73,8 kWh netto) und 150 kW Schnellladeleistung. Es handelte sich um ein Auto mit Hinterrad-Antrieb. Der von uns gefahrene iX3 50 xDrive leistet 469 PS, bietet dank 108,4 kWh (netto) Energiegehalt der Batterie 794 WLTP-Kilometer und kann am DC-Lader mit maximal 400 kW hochgepusht werden. Dazu wird dank zweier Elektromotoren Allrad geboten. Preis: ab 69.950 Euro. Grundsätzlich viel Geld, im Vergleich schrecken wir uns aber nicht. Und es wird wohl eine Version unter dem iX3 50 xDrive geben. Die könnte beim Preis locker mit dem Vorgänger mithalten und wird dennoch weit mehr bieten.
Toller Kofferraum, fragwürdige Lenkradvarianten
Neue Klasse ist eine Referenz an die gleich betitelte Modellreihe, die ab 1962 zwischen 700 und Barockengel positioniert wurde. Die schmalen Nieren sind ein optischer Hinweis darauf, uns gefallen sie nach den bisherigen Eskapaden sehr gut. Wie immer bleibt Design eine Sache des persönlichen Geschmacks. Das Platzangebot im Inneren wiederum ist nicht zuletzt eine Sache der Größe der Insassen: Vor allem am Beifahrersitz fühlten wir uns in der Breite etwas beengt, der Mitteltunnel baut breit und hoch. Am Fahrersitz störte das weniger, da kommt man sich eher sportlich gut eingebettet vor. Im Fond fühlt man sich wohl, die Knie stoßen nicht an den Vordersitz und die Füße haben Platz darunter. Auch der Kofferraum überzeugt, im Vergleich zum Vorgänger G08 ist er vor allem nach umlegen der Rückenlehnen (Verhältnis 40:20:40) stark gewachsen – von 1.560 auf 1.750 Liter. In Grundposition sind es 520 statt 510 Liter.
Am Steuer fällt eben jenes als erstes auf. BMW hat mit dem neuen iX3 ein grundsätzlich solid-konservatives – passend zur Klasse der luxuriösen 4,8-Meter-SUVs – Fahrzeug auf die Räder gestellt und erfindet dann plötzlich das Lenkrad neu. Sowohl das Serienlenkrad als auch das Modell Sport weisen eine vierte Speiche auf, die von der Mitte nach oben geht. Klar, man muss nicht mehr durch das Lenkrad auf den Tacho schauen (dazu später), aber reicht das als Grund, die Fans zu verstören? Wer die vierte Speiche nicht mag, kann zum M-Lenkrad greifen. Bloß: Hier wurde auch die gewohnte dritte Speiche nach unten weggespart. Ojemine, hoffentlich wird niemand von so einer Designentscheidung aus dem BMW-Showroom vertrieben. Gewöhnen muss man sich zudem an die Türablagen in Hartplastik ohne schepperhemmender Filzauskleidung. Alle Materialien einen Stock weiter oben überzeugen aber, sehr schön finden wir etwa das stoffüberzogene Armaturenbrett mit Hintergrundbeleuchtung. Es ist nicht mehr so christbaummäßig wie manch bisheriges Modell, BMW möchte beim iX3 dezenter werden. Zu viel Reduktion finden wir bei den Sitzen, denn diese können einen zwar massieren, sind aber nicht belüftbar. Auch wenn am Touchdisplay von "Sitzklimatisierung" die Rede ist, besitzen sie nur eine dreistufige Heizfunktion.
Verbrauch im WLTP-Fenster
Wie sieht es nun mit dem BMW Panoramic iDrive aus? Die neue Art der Informationsvermittlung kommt beim Fahren gut an. Auf dem gesamten unteren Bereich der Windschutzscheibe – also richtig von A-Säule zu A-Säule – projizierte Widgets stillen den Wissensdurst. Wieviel Grad hat die Batterie gerade, in welchem WInkel steht das Auto da (für die Offroad-Freunde), was sagt das Wetter etc. Sechs Widgets lassen sich per Drag & Drop vom Zentralbildschirm nach oben ziehen. Die Ablesbarkeit ist super und eigentlich benötigt man ein "echtes" Head-up-Display nicht mehr. Dennoch hat BMW eines im Angebot, wer unbedingt alles doppelt sehen will, kann das 3D-HUD optional dazu bestellen. Wir sagen gleich dazu: Nicht jeder findet die 3D-Darstellung super, manche nennen sie unscharf. Unbedingt ausprobieren, bevor man das Innovations-Paket, wo es enthalten ist, um 1.595 Euro (netto) ordert. Dreizonen-Klima und Harman-Kardon-Sound sind mit dabei.
Fahren wir also los, haben wir alle Infos gut im Blick und werden auf den ersten Metern beim Rangieren vom Lenkrad verwirrt – wo ist oben, wo ist unten und warum gibt es keine deutliche 12-Uhr-Markierung, wie wir sie von BMW doch kennen? Egal, wir fahren weiter und schalten den Tempowarner mit einem Tastendruck aus. Am linken Rand des ungewöhnlich geformten Touchscreens befindet sich dafür eine Schaltfläche. Zu sehen ist sie anfangs schwer, denn die rechte Hand am Lenkrad deckt diesen Bereich des Bildschirms ab. Während der Fahrt benötigt man ihn aber nicht mehr. Smoothes Fahren beherrscht der iX3 50 xDrive bestens und trotz der hohen Leistung – der 326 PS starke Synchronmotor an der Hinterachse stammt aus dem eigenen Werk in Steyr, der Asynchronmotor an der Vorderachse fügt 169 PS hinzu – empfinden wir den möglichen Schub ganz schön harmonisch. In gemischten Gefilden, also City, Landstraße und Autobahn, kamen wir bei etwa 18 Grad Außentemperatur auf einen Verbrauch von 15,8 kWh, was schön im vom WLT-Wert (15,1 bis 17 kWh) abgedeckten Bereich liegt. Kollegen mit schwerem rechten Fuß und sportlichen Ambitionen berichteten von 18,8 kWh. Irgendwo in der Mitte wird wohl der im Alltag erzielbare Verbrauch liegen. Leider gibt. BMW keinen City-WLTP-Wert an. Aber für jene Phasen im Leben, in denen man im urbanen Bereich entspannt zwischen A und B tingelt, könnten irre Reichweiten möglich sein. Der Bordcomputer, der stets neben der bei aktueller Fahrweise zu erreichenden Reichweite auch einen von-bis-Wert angibt, hat bei uns sogar über 1.000 Kilometer ausgespuckt. Wie gesagt: Nur, wenn man ganz brav unterwegs ist. Für ein Elektroauto dennoch eine fantastische Zahl, die einen zum Hypermiler werden lässt. Wie dem auch sei: 650 Kilometer sollten im Alltag, der auch Autobahn enthalten darf, durchaus möglich sein.
Ladetest steht noch aus
Feine Sache: Der neue iX3 fährt nicht nur angenehm, er bremst auch so. Versuche mit dem One-Pedal-Drive zeigen, dass der letzte Ruck, der in anderen Elektromodellen einfach unangenehm ist, hier ausbleibt. So sanft hat uns bisher selten ein Stromer behandelt. Leider muss man hier anfügen: Der B-Modus, mit dem One-Pedal-Drive einegstellt wird, ist die einzige intuitiv schnell erreichbare Möglichkeit, die Rekuperation händich zu verstellen. Es bleiben sonst die Einstellungen über den Touchscreen, die man erst suchen und finden muss: Die adaptive Einstellung ist zwar ganz okay, Schaltpaddles wie bei einem weit günstigeren Koreaner würden wir aber vorziehen. Wer etwa beim iX mit der Unmöglichkeit des Feinjustierens zurechtgekommen ist, wird kein Problem haben. Das ganze Ladethema – 400 kW Ladeleistung sollen für 21-Minuten-Vorgänge von 10 auf 80 Prozent sorgen – konnten wir leider nicht testen. Wir hoffen, dass die Autohersteller diesen wichtigen Part bei künftigen Fahrzeugvorstellungen berücksichtigen.
Und wie schnell fetzt der Preis nach oben? Wie erwähnt startet der neue BMW iX3 ab 69.950 Euro. Die von uns in Spanien gefahrenen Testautos kamen in guter Konfiguration beide auf rund 86.500 Euro. Aber das ist bei einem BMW nicht ungewöhnlich.
Und hier unsere Kurzvideos:
BMW iX3: Wusstet ihr, dass … Teil 1
BMW iX3: Wusstet ihr, dass … Teil 2
BMW iX3: Wusstet ihr, dass … Teil 3
BMW iX3: Wusstet Ihr, dass … Teil 4