ELECTRIC WOW / 18.12.2025.
Test Hyundai Inster: Unterwegs im Gute-Laune-Elektroauto
Posted by: Mag. Severin Karl
Wir hatten den Hyundai Inster gerne im Testfuhrpark. Wenn wir vom Alltag mit dem kleinen Südkoreaner schwärmten, kam als Antwort jedoch gerne: "Ja eh, aber der schaut mir zu lieb aus." Okay, wenn man also lieber mit grimmiger Optik unterwegs ist, sollte man vielleicht die Finger vom fast kleinsten (der i10 misst 17 Zentimeter weniger) Hyundai lassen. Alle anderen: Bitte zugreifen, es handelt sich um ein ausgewogenes Elektrofahrzeug, das viel von seinen großen Brüdern hat.
Durch die Rekuperation wippen
Ein Lenkrad mit echten Tasten, dainter die klassischen Wippen für die Rekuperation; Man wähnt sich fast in einem der Ioniq-Modelle. Für uns sollten Wippen zur Ausrüstung jedes E-Autos zählen: Kein Herumwischen im Menü, keine Frage, ob ein angeblich adaptives System auch tatsächlich abbremst (und wenn ja, nicht hunderte Meter vor dem Kreisverkehr), kein Suchen nach nach der Taste für den One-Pedal-Drive (auch das haben andere Hersteller: Tasten für Rekuperationsstufen und eine getrennt posistionierte Taste für den One-Pedal-Drive). Allein dadurch fährt sich der Inster höchst erwachsen, auch wenn er nut 3,83 Meter misst. Genial. Wer gerne tastet statt toucht schätzt den Aufbau der Mittelkonsole, Audio und Klima lassen sich auf diese Weise intuitiv bedienen. Was den Touchscreen angeht, merken wir einen Unterschied zu den teureren Brüdern: Die Reaktion auf Befehle erfolgt merkbar um einen Tick langsamer. Der Schalthebel am Lenkrad wiederum könnte auch aus dem Ioniq 9 stammen, hier schließt sich wieder der Kreis. Nachdem wir oft bei tief stehender Sonne unterwegs waren, ist uns die extrem kurze Sonnenblende aufgefallen. Kommt die Sonne von vorne, ist das kein Problem. Wer oft Wege hat, auf denen die Sonne seitlich ins Auto scheint, wird sich etwas einfallen lassen müssen (Pro-Tipp: Zur Not einen zugeschnittenen Karton mit Gummiringerl fixieren...).
Übrigens: Wir haben die Cross Line des Inster zum Test gebeten: Sie trägt 17-Zöller statt der sereinmäßigen 15-Zöller und sie weist extra crossigere Stoßfänger vorne und hinten auf. Zusätzlich leuchten auch Abblendlicht und Fernlicht mit LED-Technologie ins Dunkel. Serie ab Trend Line als LED sind nur die Heckleuchten und die Bremsleuchte im Dachspoiler, zudem tragen die Blinker im Außenspiegel LED-Lamperln. Die Basis Smart Line trägt die Nebelschlussleuchte, das Positionslicht und die Tagfahrlichter in LED. Wer es mag, findet bei der Cross Line auch eine Ambientebeleuchtung vor.
Laden an der Front
Unser Inster Cross Line nimmt die Kraft für seine Wege aus einer 49-kWh-Batterie, laut WLTP führt er 360 Kilometer als Reichweite im Datenblatt. Im entspannten Alltag haben wir teilweise sogar 380 Kilometer geschafft. Ging es auf die Autobahn, waren bei reiner Schnellfahrt 260 Kilometer zu erreichen. Je nach persönlichem Fahrprofil lassen sich hier Hinweise zum eigenen Alltag entnehmen. Beim Nachladen fährt man direkt auf die Säule zu, der Inster ist ein Frontloader. Wie früher beim Tankdeckel lässt sich die Abdeckung für den Typ-2-Steckplatz seitlich drauf stecken. 22-kW-Laden wird nicht unterstützt und ein Frunk für das Ladekabel ist nicht zu finden. Am DC-Charger muss man auch die untere Abdeckung entfernen – diese ist aber leider immer etwas im Weg, nachdem dort, wo man sie mit dem Stecker hindrücken möchte, das Nummernschild sitzt. Beidhändig geht es oft schneller … Jedenfalls lädt er beim Schnellladen mit maximal 85 kW. Klingt super wenig, ist uns im Alltag aber nicht so vorgekommen. Durch die Größe der Batterie wartet man die (von anderen Marken) "gewohnten" 30 Minuten für die SoC-Anhebung auf 80 Prozent. Ist halt ein 400-Volt-System, da überholen ihn die Ioniq-Brüder (die laden mit 800 Volt teils in 18 Minuten).
Zurück in den Innenraum, wo vorn eine durchgehende Sitzbank wartet. Zumindest optisch, natürlich kann man die Sitze einzeln verschieben, in der Mitte finden sich Cupholder für zwei Getränke sowie ein Schlitz als Handyablage. Der Fond ist unglaublich groß, man rechnet gar nicht damit, dass die Beinfreiheit noch einmal durch die getrennt verschiebbare Rückbank in feinen Schritten vergrößert werden kann. 280 Liter Kofferraumvolumen sind für das Segment okay, maximal sind 1.059 Liter möglich. Als Blickschutz dient ein Hauch von Stoff, was dafür sorgt, dass weniger wegzuräumen ist, wenn er nicht benötigt wird. Zudem lassen sich im Winter Dinge wie der Schneebesen in die Stoffmulde legen. Wir haben die Bremsprobe gemacht, er flog nicht im Innenraum herum. Nur auf eigene Verantwortung! Weitere Ablagen im Cockpit machen den Inster zum Tausendsassa im Familienalltag.
Testwagenpreis: 30.350 Euro, wobei Hyundai hier bereits Aktionen wie diverse Boni für alle, aber auch Finanzierungs- und Versicherungsbonus abzieht. 33.390 Euro kostet aktuell der Cross Line 49 kWh laut Liste. Als Extras mit dabei waren das Smart-Sense-Paket (360-Grad-Kamera, Parkhilfe hinten, Toter-Winkel-Assistent etc.), das V2L-Paket (Vehicle to Load: Adapter für draußen zum Anstecken externer Geräte, 230V-Steckdose im Interieur) sowie die Wärmepumpe inkl. Batterieheizsystem.