Die Pros & Contras für Elektrofahrzeuge in der Unternehmensflotte

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NEWS / 06.09.2024.

Die Pros & Contras für Elektrofahrzeuge in der Unternehmensflotte

Bei der Elektrifizierung von Firmenfuhrparks zeigt sich weiterhin ein geteiltes Bild: grundsätzliche Bereitschaft einerseits, Bedenken und Vorbehalte gegenüber der Technik andererseits.

Wie die Ergebnisse und Prognosen der FLOTTE Fuhrparkstudie zeigen, die unlängst erschienen ist, bleibt das Thema E-Auto für die Fuhrparkverantwortlichen weiterhin interessant: Für die nächsten drei Jahre sehen die Unternehmen die realistische Chance, dass sich der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge von 17 Prozent auf 37 Prozent steigern könnte.

Ob sich diese Prognosen jedoch bewahrheiten werden, lässt sich allerdings ohne einen differenzierten Blick kaum beantworten. Das betrifft verschiedene Ebenen: So gehen die Vorstellungen von Fuhrparkverantwortlichen und die Wünsche von Dienstwagenfahrern ein Stück auseinander. Denn im Vergleich gegenüber 2023 ist der Wunsch nach einem Benziner gewachsen und liegt inzwischen wieder auf dem gleichen Niveau wie der reine Elektroantrieb.

Dass die Meinungen und Wünsche von Fuhrparkverantwortlichen und Dienstwagenfahrern nicht übereinstimmen, hat verschiedene Gründe. Deshalb werfen wir einen Blick auf die Vor- und Nachteile, die vollelektrische Fahrzeuge in der Firmenflotte bieten.

Contra elektrifizierter Firmenfuhrpark: Reichweite und Ladeinfrastruktur

Das klassische Gegenargument beim Thema Elektroauto bleibt die Reichweite der aktuell verfügbaren Modelle. Sie gilt zum einen als problematisch, weil die Fahrzeuge selbst nicht die gewünschten Reichweiten liefern können, zum anderen unterstützt die oftmals fehlende Ladeinfrastruktur lange Fahrten mit kurzen Auflade-Stopps nach wie vor zu wenig. Vor allem für Mitarbeiter im Außendienst ist ein Benziner daher die attraktivere Alternative, weil die Reichweite größer und das Auftanken unkomplizierter ist.

Laut Erhebung von AustriaTech verfügt das österreichische Ladenetz über 18.975 Normalladepunkte, 3.668 Schnellladepunkte sowie 1.366 Ultra-Schnellladepunkte (Stand Juni 2024). Insgesamt stehen damit 24.009 öffentliche Ladepunkte zur Verfügung – ein Plus im Vergleich zum Februar 2024 von rund 2.500 Ladepunkten. Insgesamt konnte das Ladenetz im laufenden Jahr 2024 um 2.665 Ladepunkte ausgebaut werden.

Im Durchschnitt kommen damit 7,4 vollelektrische Pkw auf einen öffentlichen Ladepunkt. Zwischen dem ersten Quartal 2021 und Jänner 2024 konnte die verfügbare Ladeleistung vervierfacht werden auf über 800 MW. Im Juni erreichte die Anschlussleistung in Österreich die Marke von einem Gigawatt. Die Voraussetzungen für schnelles, leicht zugängliches und breit verfügbares Aufladen von Elektrofahrzeugen verbessern sich also stetig.

Bei der Elektrifizierung des Fuhrparks kommt es letztendlich darauf an, die Bedürfnisse und Anforderungen des Unternehmens und der Mitarbeiter genau zu kennen, um passende Fahrzeuge zu finden. Viele Sozial- und Pflegedienste stellen inzwischen auf vollelektrische Fahrzeuge um. Vergleichsweise kurze und gut planbare Strecken erleichtern die Nutzung von E-Fahrzeugen. Zugleich punkten diese mit ihrer Wirtschaftlichkeit, da die Betriebskosten niedriger ausfallen.

Contra elektrifizierter Firmenfuhrpark: Anschaffungskosten & fehlende finanzielle Anreize

Ein weiteres Contra sind die Anschaffungskosten, die gegebenenfalls nicht nur die Elektrofahrzeuge, sondern gleichzeitig auch die innerbetriebliche Ladeinfrastruktur betreffen. In diesem Zusammenhang wird häufig auf fehlende finanzielle Anreize verwiesen, die eine Umstellung des Firmenfuhrparks auf vollelektrische Fahrzeuge verlangsame.

In diesem Fall muss jedoch ebenfalls differenziert werden: Denn die Umweltförderung des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie beinhaltet durchaus Förderprogramme für E-Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur im Unternehmen. Dazu gehört unter anderem die Förderung für die Errichtung von E-Ladeinfrastruktur (Standsäulen und/oder Wallboxen). Voraussetzung ist allerdings, dass der Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen werden muss.

Bei den Förderprogramme für Betriebe sieht hinsichtlich der Unterstützung bei der Anschaffung von vollelektrischen Fahrzeugen jedoch so aus, dass E-Pkw für Betriebe „nur“ für soziale Einrichtungen, E-Taxis, E-Carsharing sowie Fahrschulen gefördert werden. Für typische Dienstwagen mit Elektroantrieb werden also keine Fördermittel zur Verfügung gestellt.

Das gilt für viele andere Fahrzeugkategorien jedoch nicht. Die Förderprogramme des Bundes umfassen unter anderem Elektro-Leichtfahrzeuge und E-Zweiräder, E-Kleinbusse und leichte E-Nutzfahrzeuge, große E-Fahrzeuge sowie Sonderfahrzeuge für Betriebe. Über die Dienstwagenflotte hinaus bestehen damit zahlreiche finanzielle Anreize, um den Fuhrpark von Betrieben aus unterschiedlichen Branchen zu elektrifizieren.

Das oben angeführte Beispiel von Pflege- und Sozialdiensten zeigt außerdem, dass die Anschaffungskosten keineswegs übermäßig hoch ausfallen müssen. Gerade in Branchen, in denen meist ein Mitarbeiter ein Fahrzeug nutzt und kaum Ausrüstung transportieren muss, reichen kleine E-Pkw oft schon aus. Durch den wachsenden Markt und den damit verbundenen Konkurrenzkampf sinken die Preise zudem. Vor allem chinesische Hersteller sind in dieser Hinsicht mittlerweile eine attraktive Alternative.

Pro elektrifizierter Firmenfuhrpark: Langfristige Kostenreduzierung

Die teilweise hohen Anschaffungskosten für E-Fahrzeuge lassen sich nicht von der Hand weisen, langfristig gesehen eröffnen sich durch die Elektrifizierung jedoch deutliche Einsparungspotenziale gegenüber Verbrennern. Inwieweit die niedrigeren Betriebskosten ein wirklicher Faktor sind, hängt natürlich davon ab, wie lange ein Elektrofahrzeug wirklich im Betrieb genutzt wird.

Einen geldwerten Vorteil bringt die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs aber bereits im Hinblick auf die steigenden Steuerlasten durch die Normverbrauchsabgabe (NoVA). Seit dem Beginn des Jahres 2024 muss die NoVA bereits ab 97 Gramm CO2 pro Kilometer bezahlt werden und auch der Höchststeuersatz ist gestiegen. Die Ausnahme bleiben vollelektrische Fahrzeuge, sie sind auch weiterhin von der NoVA befreit. Das gilt genauso für die angehobene CO2-Bepreisung, die 2024 bei 45 Euro pro Tonne liegt und die Preise für Diesel und Benzin um mehr als 3 Cent pro Liter steigen lässt.

Darüber hinaus sind die niedrigeren Kosten für das Stromladen und weniger aufwändige Inspektionen sind im Vergleich jedenfalls ein klarer Vorteil, der sich bei einer konsequenten und durchdachten Elektrifizierungsstrategie nachhaltig auf die wirtschaftliche Situation des Unternehmens auswirken kann.

Kostenreduzierungen machen finanzielle Ressourcen frei, die in andere Unternehmensbereiche fließen oder mit fachkundiger Unterstützung investiert werden können. Nicht zu vergessen, dass die betriebliche Nutzung von E-Fahrzeugen, sofern sie mehr als 50 Prozent beträgt, eine Zuordnung der Fahrzeuge zum Betriebsvermögen erlaubt. Das bedeutet zusätzliche steuerliche Begünstigungen.

Eine elektrifizierte Flotte ist somit ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmenserfolgs, zumal sich die wirtschaftlichen Vorteile nicht allein auf die eingesparten Kosten und die verfügbaren Finanzmittel beschränken.

Pro elektrifizierter Firmenfuhrpark: Weniger Emissionen, mehr Image-Pflege

Abgesehen von der rein finanziellen Kosten-Nutzen-Rechnung und der Frage, inwieweit sich die Anschaffung von vollelektrischen Fahrzeugen für die Unternehmensflotte rentiert, sorgen die E-Fahrzeuge dennoch für einen wirtschaftlichen Mehrwert. Nachhaltigkeit im Sinne von klima- und umweltschonendem Wirtschaften ist heute aus Kundensicht ein wichtiger Faktor, das gilt für den B2C-Bereich ebenso wie für den B2B-Bereich – und kann auch bei der Suche nach neuen Mitarbeitern ein wichtiger Aspekt sein.

Die Elektrifizierung des Fuhrparks signalisiert daher verantwortungsbewusstes Handeln und zeigt die Bemühungen eines Unternehmens, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern sowie das Engagement für den Klimaschutz. Das stärkt das Image des Unternehmens – und die elektrifizierte Flotte macht bei jeder Fahrt zusätzliche Werbung.

 

Pro elektrifizierter Firmenfuhrpark: Zukunftssicherheit

Ungeachtet der persönlichen Wünsche und Vorlieben von Dienstwagenfahrern oder der Bedenken von Fuhrparkverantwortlichen bezüglich der Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit von vollelektrischen Fahrzeugen: EU-Klimazielen und damit auch nationale Klimaziele lassen sich nur erreichen, wenn Unternehmen bei der Zusammenstellung ihres Fuhrparks umdenken.

Ein grundlegender Vorteil der Elektrifizierung der Unternehmensflotte liegt darin, für Zukunftssicherheit sorgen zu können. Das gilt für die Kostenebene genauso wie für Fahrverbote, wie sie beispielsweise in Form der Umweltzonen gelten. Während Verbrenner immer striktere Normen erfüllen müssen, um die erforderlichen Grenzwerte für das Befahren von Innenstädten einzuhalten, verursachen die emissionsfreien E-Fahrzeuge keinerlei Probleme. Für Logistikbetriebe beispielsweise, die Güter in die Städte hinein transportieren müssen, sind Elektrofahrzeuge daher eine sinnvolle Option. 

Höhere CO2-Bepreisungen und verteuerte Kraftstoffe, höhere Mautpreise für Fahrzeugklassen mit stärkerem CO2-Ausstoß und ähnliche gesetzliche Steuerungsmaßnahmen haben in Zukunft Mehrausgaben für Unternehmen zur Folge, die weiterhin auf einen hohen Verbrenneranteil in ihrer Flotte setzen.

Insofern geben Elektrofahrzeuge den Fuhrparkverantwortlichen eine wirksame Möglichkeit, um diese Art Mehrkosten in Zukunft zu vermeiden. Wie die FLOTTE Fuhrparkstudie 2024 jedoch gezeigt hat, gilt es dabei sehr unterschiedliche Interessen abzuwägen.