ELECTRIC WOW / 31.08.2025.
Automarkt: Immer mehr Privat-E
Posted by: Redaktion
Österreichs Ladenetz ist in den letzten Jahren erwachsen geworden. Sichtbare Verdichtung in Stadt und Land, mehr Ladeleistung dort, wo sie den elektrischen Alltag wirklich beschleunigt – und klarere Spielregeln beim Bezahlen und bei Datenbereitstellung. Das Ergebnis zeigt sich deutlich in den Neuzulassungen: sie nehmen stabil zu – quer über viele Regionen des Landes.
Die Zahlen im Detail: das regionale Delta als Herausforderung
Auf Bundesebene liegt der BEV-Anteil an allen Pkw-Neuzulassungen im laufenden Jahr bei 22,39 Prozent. Gesplittet nach Haltergruppen, werden spannende Dynamiken deutlich: Betriebliche Zulassungen kommen heuer bisher auf 24,16 Prozent BEV-Anteil, private Zulassungen auf 18,24 Prozent – mit kräftigen Ausschlägen nach oben in zahlreichen Regionen. Anders gesagt: Die Firmenflotte bleibt Treiberin, der Privatmarkt zieht stark nach. Gerade die Ballungsräume sind bei der Gesamtbetrachung vorn und weisen BEV-Anteile von deutliche über 25 Prozent auf. Spitzenreiter insgesamt: Rohrbach mit 34,50 Prozent, Kirchdorf mit knapp 31 Prozent und Graz Umgebung mit knapp 30 Prozent. Die Kehrseite: Bezirke wie Liezen (nur knapp über 4 Prozent!), Reutte (6 Prozent) und die gesamte restliche Obersteiermark (Schnitt: 13 Prozent) zeigen, dass es in vielen Regionen massiven Aufholbedarf gibt.
Der Blick auf den Privatmarkt: Oberösterreichs Haushalte voll in der Antriebswende
Sechs der zehn Bezirke mit dem stärksten Privat-Anteil bei den BEV-Pkw-Zulassungen liegen in Oberösterreich, fünf der zehn mit dem niedrigsten Anteil in der Steiermark. Die regionalen Unterschiede sind enorm: vom Bezirk Rohrbach mit über 36 Prozent BEV-Zulassungen bei den Haushalten (= einer von drei neuen Pkw war bereits elektrisch betrieben) über Bezirke, die exakt den Bundesschnitt treffen (Gmünd, Horn, Südoststeiermark) bis zu den starken Nachzüglern in der Steiermark (Bruck-Mürzzuschlag, Murau, Liezen: alle unter 10 Prozent) ist es ein weiter Weg. Und gerade hier gibt es einige relevante Details zu entdecken: In den meisten der Top-Privat-Bezirke ist der Firmenanteil ebenso sehr stark. Eine Korrelation ist bestimmt da – hat man selbst oder jemand aus der Nachbarschaft oder Familie bereits seit Jahren zufrieden einen elektrischen Firmenwagen gelenkt, ist die Wahrscheinlichkeit schlichtweg höher, auch privat auf BEV zu setzen. Messbar sind diese Verbindungen jedoch nur schwer.
Modellangebot: Volltreffer für den
österreichischen Kundenwunsch
Wir können in unserer Datenbasis bis auf die Modellebene runterblicken – und sehen hier dem Privatmarkt besonders entgegenkommende Entwicklungen: Das Angebot hat sich in knapp zwei Jahren vom Fokus auf das Premium-Fenster in die breite Kompakt- und Mittelklasse verschoben. Die Folge: Familien-Alltag (mit Kind und Kegel) und Pendelwege lassen sich mit leistbaren BEV nun reibungslos abdecken – ohne Lade-Akrobatik und Fahrzeugen, die krass teurer sind als das (neue) Verbrenner-Pendant wäre. Wichtig hier ist auch das gestiegene Bewusstsein, dass BEV im Alltag schlichtweg günstiger und entspannter zu bewegen sind. Auch die Modellvielfalt hilft: Von vielen kleinen Modellen im A- und B-Segment über die ersten Kombi-Modelle bis zu einer kaum mehr überschaubaren Auswahl an elektrischen Kompakt-SUV sind die wichtigen Segmente abgedeckt. Das senkt Wechselbarrieren: Man muss sich nicht mehr dem BEV anpassen, das BEV passt ab der ersten Fahrt.
Taktgeber Flotte – Rückenwind durch
den Gebrauchtmarkt
Die Firmenflotte bleibt Beschleuniger: Österreich hat einen der größten Firmen-Pkw-Märkte Europas. Betriebliche Neuzulassungen liefern in zwei bis vier Jahren gut gewartete Rückläufer für den Gebrauchtmarkt – und damit attraktive Einstiegspunkte für Erstkäufer. Dass junge Haltergruppen privat bereits über 20 Prozent BEV-Anteil haben, passt ins Gesamtbild: Wer durch Sharing, Firmenpool oder Probefahrten vertraut ist, entscheidet sich schneller für ein BEV. Der Gebrauchmarkt wächst folgerichtig linear mit: Der BEV-Anteil bei gebrauchten Zulassungen entspricht mit rund 4 Prozent ungefähr dem BEV-Anteil am Bestand.
Fazit & Ausblick
Der erste Monat mit 25 Prozent Neuzulassungsanteil wird Ende 2025 erreicht sein. Nun braucht es verstärkten Fokus auf Regionen, die noch nicht mitziehen – und wo auch die Ladeinfrastruktur noch nicht ausreicht. Das Ziel der Bundesregierung, den Abstand zum nächsten Schnelllader auf 10 Kilometer zu senken, ist hier zentral. Ebenso die neue Dachmarke eMove Austria, die Förderungen und Angebote bündelt. Gleichzeitig bleiben drei Aufgaben entscheidend: Ladepunkte weiter gezielt verdichten (Verteilung und Leistungsmix ist dabei wichtiger als Gesamtzahl), AFIR-Vorgaben mit einfacher Zahlung und Preistransparenz konsequent umsetzen – und die Flächennutzung an Autobahnen (Asfinag) rechtlich klären, damit auch dort ein nutzerfreundlicher Ausbau gelingt. Das Ladenetz hält dem Wachstum aktuell stand. Entscheidend für die nächste Phase: noch mehr Verteilungsgerechtigkeit, Preistransparenz, einfache Bedienung und Kundenfreundlichkeit. Und viele weitere spannende Modelle – gerne auch mit starker europäischer Wertschöpfung.