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Dani Heyne

ELECTRIC WOW / 11.08.2025.

Schon gefahren: DS N°8

Posted by: Mag. Severin Karl

Französische Limousinen im Großformat und der österreichische Automarkt: Uff! Im Fall des N°8 bringt DS Automobiles jedoch ein starkes Argument vor, seine WLTP-Reichweiten betragen bis 749 Kilometer!

Man hört es nicht nur immer wieder, es wurde bisher auch durch die Marktzahlen belegt: Große Limousinen französischer Provenienz gelten als Entscheidung für Individualisten und tun sich in Österreich bei den Autokäufern entsprechend schwer. DS Automobiles zeigt beim neuen N°8 (sprich Nummer acht, oder numéro huit) nicht nur mit dem ausgeschriebenen Markenschriftzug am Heck Selbstbewusstsein. Auch die Mega-Reichweiten, die durch Batterien mit im besten Fall 97,2 kWh (brutto) Kapazität erreicht werden, setzen ein ungewohntes Ausrufezeichen.

20.000 Meilen unter dem Mehr

Natürlich muss man genau hinsehen, wenn man auf möglichst hohe Kilometerzahlen auf der nächsten Fahrt kommen möchte, denn die bestmöglichen 749 WLTP-Kilometer gibt es nicht, wenn man im größten Luxus schwelgen will. Je höher die Ausstattung – und wird vielleicht auch noch Allrad gewählt –, sinken die Reichweiten bis auf 645 Kilometer mit der großen Batterie. Im Vergleich zu vielen anderen Angeboten auf dem Markt immer noch eine tolle Ansage. Eine Basisbatterie hält DS Automobiles für den N°8 ebenso bereit. Sie hat eine Kapazität von 73 kWh (brutto) und sorgt für 550 Kilometer Reichweite, mit der besseren Ausstattung sind es 527 Kilometer.

Welche Linie gewählt wurde, liest man am Badge auf der vorderen Haube (kein Frunk darunter) ab: Pallas nennt sich die Basis (58.000 Euro mit 73 kWh und 230 PS, 63.400 Euro mit 97,2 kWh und 245 PS, beide FWD), Étoile die nächsthöhere Version (FWD 65.200 Euro, FWD Long Range 71.200 Euro, AWD Long Range mit 350 PS ab 75.200 Euro). Bei unserem ersten Kennenlernen im Jänner 2025, siehe Premiere DS N°8: Mehr als nur eine Nummer wurden uns diese beiden Ausstattungen in Aussicht gestellt. Beim jetzigen Fahrtermin im Rheingau durfte auch die neueste Collection, wie die Franzosen ihre Sondermodelle nennen, für erste Runden ausgeführt werden. Sie nennt sich Collection Jules Verne und kostet als FWD Long Range 77.200 Euro und als AWD Long Range 81.200 Euro. Wir erinnern uns: Letztes Jahr gab es für das DS-Portfolio eine Collection namens Antoine de Saint-Exupéry. Die Automarke scheint genügend Auswahl für künftige Kollektionen zu haben, spannende französische Schriftsteller (Jules Verne ist unter anderem für 20.000 Meilen unter dem Meer bekannt) gibt es ohne Ende.

Standesgemäß unterwegs

Bevor wir zu den Ausstattungsdetails kommen: Rein in die luxuriöse und ungewöhnlich gestaltete Kabine und los geht’s! Schon die ersten Meter mit dem Pallas (es standen nur Long-Range-Varianten bereit) stellen klar, dass die vorab erläuterten Maßnahmen für ein entspanntes Leben an Bord tatsächlich greifen. Dämmungen und Dichtungen an den richtigen Stellen sorgen dafür, dass es im Cockpit noch ruhiger zugeht, als man es sowieso von vielen Elektroautos gewohnt ist. Das 4,83 Meter lange und 1,92 Meter breite Fahrzeug liegt satt auf der Straße, die 235er-Reifen (R19 Serie, R20 optional) werden von den 230 PS nicht überfordert. Die Leistung wird relativ kommod abgegeben, doch die 343 Nm können auf Wunsch auch zupacken. Wer zu einem DS greift, um Hatzerln damit zu absolvieren, hat die Markengeschichte aber nicht verstanden. Wer es dennoch darauf anlegt, kann bereits das Basismodell in 7,7 Sekunden auf 100 km/h pushen, das Eigengewicht von 2.180 Kilogramm stemmt sich nicht allzusehr dagegen. Ein Polestar 4 von ähnlichem Format wiegt mehr. Wir empfehlen den N°8 dennoch klar als nobles Reiseauto, der Zeitgenossen, die auf Andersartigkeit Wert legen, erfreuen wird.

Umstieg in den Jules Verne, in unserem Fall in den 350 PS starken Allradler. Noch mehr Schwebegefühl durch mehr Luxus an Bord und dazu ein Drehmomentplus von 163 Nm (insgesamt also 509 Nm). Doch auch hier überwiegt das Gefühl, einfach standesgemäß unterwegs zu sein. Das Wissen, in 5,4 Sekunden auf 100 km/h sprinten zu können, wenn man will, reicht aus. Man wird nicht ständig dazu aufgefordert, mit dem Fahrpedal zu spielen. Gleiche Long-Range-Batterie, aber Allrad und mehr Features bringen 109 Kilogramm mehr auf die Waage.

Kein 800-Volt-System, dennoch gute Ladekurve

Bei DS Automobiles gibt man sich etwas zurückhaltend, was das ganze Luxus-Getue betrifft. Auf der einen Seite will man sich mit lässigem Design und exquisiten Features abheben, auf der anderen Seite will man aber nicht im unleistbaren Big-Boys-Club mitspielen. Mit dem 81.200 Euro teuren Jules Verne als AWD Long Range hat man den Zenit erreicht, wo bei anderen erst der Einstieg beginnt. Und was da alles dabei ist! Um den Preis zu schonen kein 800-Volt-System, dennoch reichen an der passenden DC-Säule 27 Minuten, um den SoC mit 160 kW von 20 auf 80 Prozent zu bringen. Vor allem soll die Ladekurve schön stabil sein und bis etwa 55 Prozent SoC stets über 150 kW liefern. 2,1 kWh pro Minute verspricht der Hersteller, Mitbewerber sind laut eigener Aussage bei ca. 1,6/1,7 kWh pro Minute.

Jules Verne also: Nappaleder und Alcantara, 21-Zoll-Felgen (kontra Reichweite), DS Night Vision (Infrarotkamera, erkennt Lebewesen nachts am Starßenrand auf 300 Meter voraus), schwarzes Dach, Soundsystem von Focal, Panoramaglasdach, Lounge Sitze samt Neckwarmer (erstmals in einem geschlossenem Auto! Gemeinsam mit Sitz- und Lenkradheizung wird bei kalten Temperaturen der Mensch statt der Innenraum aufgewärmt, was Energie sparen soll), DS Driver Attention Monitoring.
Zurück zur Basis Pallas: Einparkhilfe vonr und hinten, Navi, adaptiver Tempomat mit Stopp- und Anfahrfunktion, induktives Smartphone-Laden, Ergo-Sitze mit Sitzheizung, Voll-LED-Frontscheinwerfer, Keyless Entry und Start, Wärmepumpe, Ambientebeleuchtung, elektrische und beheizbare Außenspiegel.
Bei Étoile kommt hinzu: Alcantara, 20-Zoll-Felgen, 360-Grad-Kamera, Drive Assist 2.0, Sensorgesteuerte Heckklappe, digitaler Rückspiegel (auf analog umschaltbar), Alarmanlage, DS Pixel Vision (Matrix-Licht), Comfort Sitze mit Neckwarmer, DS Luminascreen, DS Extended Head-up-Display und mehr.

Worauf man bei DS Automobiles nicht zuletzt stolz ist: Das Fahrzeug ist "Made in Europe", vom Design aus Paris über die Motoren aus Trémery, die Batterien aus Billy-Berclau und das Leder aus Bayern oder das Alcantara aus Italien. Gebaut wird der N°8 im Stellantis-Werk im italienischen Melfi. Marktstart in Österreich ist im September 2025.

PS: Im Intro sprechen wir von "großen Limousinen". Nachdem es die klassischen Limousinen wie früher als Elektroautos kaum mehr gibt, ersparen wir uns "Crossover-Limousine" zu schreiben. Batterien benötigen Platz, die Autos werden höher. That’s life!