ELECTRIC WOW / 17.10.2025.
So werden E-Autos effizienter und komfortabler
Posted by: Mag. Severin Karl
EFFEREST ist ein EU-finanziertes Projekt unter der Leitung der in Graz ansässigen Virtual Vehicle Research GmbH. Man möchte laut eigener Aussage "die Akzeptanz (Anm.: von Elektroautos) bei den Nutzern verbessern und gleichzeitig die Fahrzeugeffizienz optimieren." Konkret geht es um einen ganzheitlichen Ansatz, der im Endeffekt dazu führen soll, dass Elektroautofahrer ein komfortableres Fahrerlebnis haben. Müssen technische Kompromisse eingegangen werden, soll der Nutzer möglichst nichts davon mitbekommen.
Tests im modifizierten Serienfahrzeug
Konkret heißt das etwa: Man dreht im Elektroauto im Winter die Heizung auf und es bläst einem weder kalte Luft ins Gesicht, noch fällt die Reichweitenanzeige drastisch ab. Die individuellen Bedürfnisse stehen im Fokus, Leistung und Leistbarkeit sollen nicht beeinträchtigt werden.
Mit dabei: Ein KI-gestützes Systemdesign, um mit adaptiven digitalen Zwillingen das Energiemanagement, das Thermomanagement des Antriebsstrangs und den Komfort im Innenraum zu optimieren. Es folgt eine dynamische Anpassung und die Präferenzen des Nutzers, um Effizienz und Fahrkomfort zu maximieren.
In einem modifizierten Serienfahrzeug werden die Innovationen unter alltäglichen Fahrbedingungen getestet, aber auch virtuelle Demonstrationen gehören zum Projekt. Aus der Analyse von Flottendaten werden nutzerorientierte Fahrszenarien abgeleitet, um das Reduktionspotenzial von CO2-Emissionen realistisch zu bewerten.
Vergleich dreier Stromer als Benchmarks
Alexander Kospach, Projektmanager bei Virtual Vehicle: „Der Schwerpunkt liegt auf den Systemen und Komponenten, die den Komfort im Innenraum und die Leistung des Antriebsstrangs steuern. Diese Systeme werden nicht nur einzeln verbessert, sondern auch miteinander vernetzt, sodass technische Kompromisse zur Steigerung der Effizienz und Erschwinglichkeit ausschließlich im Interesse der Nutzerbedürfnisse eingegangen werden. EFFEREST wird die Wettbewerbsfähigkeit Europas steigern und die industrielle Führungsrolle in wichtigen digitalen, grundlegenden und neuen Technologien stärken, um Elektrofahrzeuge für den weltweiten Massenmarkt attraktiver zu machen.“
Mit einer Benchmarking-Kampagne wurden kürzlich drei Stromer unter kontrollierten Bedingungen miteinander verglichen. Untersucht wurde der kritische Kompromiss zwischen Wohlbefinden an Bord und Energieverbrauch. Während eines der BEVs zwar recht wenig verbrauchte, aber ab 0 Grad Celsius nicht mehr zufriedenstellend heizen konnte, waren die anderen beiden sehr komfortabel für die Insassen unterwegs, gönnten sich aber deutlich mehr Strom dafür. Auch eine Interviewstudie wurde durchgeführt, um herauszufinden, wie Fahrer am ehesten für mehr Komfort an Bord sorgen wollen. Was im ersten Moment nach "ist doch eh klar!" klingt, macht für künftige Technologien einen großen Unterschied. Ein Fahrer dreht die Temperatur hoch, lässt das Gebläse aber auf niedriger Stufe, der andere hat vielleicht eine etwas niedrigere Temperatur eingestellt, steht aber auf mehr Luftstrom, während der dritte Fahrer lieber (nur) Sitz- und Lenkradheizung aktiviert. Viele Szenarien, die in Zukunft nicht zuletzt die KI regeln kann, wenn sie den Fahrer "kennt".
Das Projekt läuft noch bis Dezember 2026, budgetiert sind dafür 4,9 Millionen Euro. Elf Partner sind in dem Konsortium an Bord, vertreten sind dabei sech Länder. Alle Partner (Bosch, Magna Powertrain und Togg zählen dazu) sowie aktuelle Ergebnisse finden sich auf der Projektseite von EFFEREST.